Wo ich das Lied war und das Lied war ich. 

Letztens sang ich mit über 100 Menschen in einem großen Raum,

meine Stimme erscholl, mir selbst fremd in Tonlage und Lautstärke,

da gab es diesen einen Moment, in dem diese neue, volle Stimme,

die mir nur im Miteinander gelingt ohne Mühen,

wo ich das Lied war und das Lied war ich, waren wir alle, war unser Dirigent,

es machte mich glücklich eine Stimme zu haben und den Satz zu singen:

And me my Lord I'm one!

Immer und immer noch einmal,

aufgehoben mit meiner vollen, klingenden Stimme im vollen Klingen der anderen Stimmen,

und draußen zogen Ausflugsdampfer auf der Spree vorbei,

die Sonne warf Lichtkorridore auf das Wellenspiel, das die Dampfer hinter sich herzogen,

und wir sangen und sangen und sangen  immer fort.

Schenkten uns Töne im Vorbeigehen,

die wir aus der Luft holten und unserem Gegenüber auf der flachen Hand übergaben

und auch von ihm bekamen wir einen Ton geschenkt, den der Schenkende selbst bestaunte.

Wir brabbelten eine Klangkulisse zu Bildern mit verschachtelten Wesen

in exotischen Welten mit Nashörnern und Elefantenrüsseln.

Wir brabbelten das erwartungsvolle  "Ah!" und "Oh!" von Menschen, die in einem Hafen am Pier standen

und das Nahen eines großen Dampfers begrüßten,

der diese Fabelwesen über das Meer bis in diesen Hafen befördert hatte

auf langen, gefährlichen Reisen durch haushohe Wellentäler.

Wir tönten mit einem einzigen satten, tiefen, vollen Ton die wärmenden Strahlen von lichthellen Planeten,

in deren Aura neues Leben entstand aus den Tönen, die sie uns entlockte.

 

(So geschehen im: Ich-kann-nicht-singen-Chor am letzten Samstag. Eine wunderbare Veranstaltung, wo über 100 Menschen zusammenkommen und unter Anleitung eines Dirigenten kleine Stücke einproben. Eine Wonne, wirklich, dieses Singen von lauter Menschen, die glaub(t)en, nicht singen zu können.)


Vielen Dank für diese poetischen Eindrücke, liebe Karin Petersen! 

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